Der indische Subkontinent als Spielfeld des Kalten Krieges - Die deutsch-deutschen Beziehungen in Indien und Pakistan
Dissertationsprojekt von Alexander Benatar (alexander.benatar[at]hu-berlin.de)
Zweimal Deutschland und zweieinhalbmal Indien. Westdeutsche Hallsteindoktrin und die südasiatische Blockfreiheit im Kalten Krieg. Wie gestalteten sich die Beziehungen von Bundesrepublik Deutschland und DDR zu den zwei (nach Abspaltung Bangladeschs 1971 drei) ab 1947 auf dem indischen Subkontinent neu entstandenen Staaten?
Mit der sowjetischen Invasion in Afghanistan ab 1979, dem "sowjetischen Vietnam" (Gennadi Botscharow), gelangte der Kalte Krieg in den südasiatischen Raum. In ihrer Folge suchten 1,6 Millionen Afghanen Zuflucht bei ihrem östlichen Nachbarn Pakistan. Letzteres avancierte zu einem wichtigen strategischen Partner der USA in Südasien, unter anderem als Ausgangsbasis für deren militärische Unterstützung der islamistischen Mudschaheddin im Kampf gegen die sowjetischen Besatzer in den 1980er Jahren. Wie aber positionierten sich die DDR und die Bundesrepublik Deutschland in diesem Konflikt? Folgten sie ihren jeweiligen Blöcken oder verfolgten sie nicht vielmehr auch ihre eigenen deutschlandpolitischen Agenda? In diesem global- wie nationalgeschichtlichen Spannungsfeld der Internationalen Beziehungen bewegt sich das vorliegende Promotionsvorhaben. Anhand der Verflechtungsgeschichte des deutsch-deutschen Kalten Krieges auf dem indischen Subkontinent zur Zeit der UdSSR-Invasion in Afghanistan, soll nachvollzogen werden, inwiefern von einer souveränen (also von Moskau unabhängigen) Außenpolitik der DDR gesprochen werden kann.
Die Arbeit behandelt den letzten Abschnitt des DFG-Langzeitvorhabens "Das moderne Indien in deutschen Archiven, 1706-1989 (MIDA)" und wird sich neben der Archivrecherche auch maßgeblich auf Zeitzeugeninterviews stützen.
Alexander Benatar wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen des Langzeitvorhabens "Das moderne Indien in deutschen Archiven'' gefördert.
Alexander Benatar, Jahrgang 1988, studierte Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt im Internationalen Recht und Europäischer Rechtsgeschichte an den Universitäten Heidelberg, Genf und Münster. Nach einem GIZ-geförderten Aufenthalt in Indien, absolvierte er von 2013 bis 2015 einen M.A. in Modernen Süd- und Südostasienstudien am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit November 2015 promoviert er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen des DFG-Langzeitvorhabens "Das moderne Indien in deutschen Archiven, 1706-1989 (MIDA)".