Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

An der Universiteit Gent (Belgien) habe ich Geschichte, Orientwissenschaften und die Lehrerausbildung studiert. Das habe ich erfahren als eine Dreistufenrakete um Historiker zu werden: zunächst habe ich das Fach gelernt, dann bin ich damit konfrontiert worden, dass ein Historiker (m/w/x) nicht nur zeitliche sondern auch räumliche und kulturelle Dimensionen berücksichtigen sollte, und schließlich habe ich erfahren, dass die selbst erworbenen Einsichten Anderen zu vermitteln, eine zusätzliche Herausforderung sei, die einen dazu zwingt genau aus zu buchstabieren was man denkt schon verstanden zu haben.

In einem Kontext als man in Belgien langsam die eigene koloniale Vergangenheit entdeckte, habe ich meine dreistufige Bildung als Historiker auf Afrika anwenden können. Mit einer Doktorarbeit über die muslimische Bevölkerung Bujumburas während der Kolonialzeit habe ich mich mit Kolonial-, Stadt- und Islamgeschichte vertraut machen können. Räumlich habe ich mich mit lokaler Sozialgeschichte, mit belgischer, deutscher und britischer Kolonialgeschichte in Ostmittelafrika, sowie mit der Welt des Swahili, des Islams und des Indischen Ozeans beschäftigt.

Nach der Promotion habe ich vier Jahre politikberatend in der Friedensforschung in Brüssel gearbeitet. In einem interdisziplinären Fachgebiet und in einer Stadt wo sich die vielfältigen Gremien eines Bundesstaates, der Europäischen Union und der NATO befinden, habe ich sowohl die Möglichkeiten als auch die Beschränkungen eines Historikers kennengelernt: man braucht Geschichte um Komplexität begreifen zu können, aber in manchen schnell tickenden Kontexten versucht man Komplexität eher zu reduzieren. Zum vierten Mal entdeckte ich was mich zum Historiker macht, zum ersten Mal auch die Herausforderung bei Nicht-Historiker:innen Anschluss zu finden.

2010 bin ich nach Leipzig gezogen, wo ich am dortigen Institut für Afrikanistik/Afrikastudien, Centre for Area Studies und Research Centre Global Dynamics gearbeitet habe. Bis 2015 war ich an einem BMBF-geförderten Verbundprojekt zu Regionalwissenschaften verbunden und ab 2016 an einem DFG-geförderten Sonderforschungsbereich zu Verräumlichungsprozessen unter Globalisierungs-bedingungen (SFB 1199).

Zwischendurch habe ich 2015-2016 die Professur Geschichte Afrikas an der Universiteit Gent vertreten. 2022 wurde ich an der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Regionalwissenschaften der Universität Leipzig habilitiert mit einer globalen Stadtgeschichte von Kigoma-Ujiji (venia legendi Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts) und ebenfalls 2022 war ich Gastwissenschaftler an der University of Edinburgh und an der University of Oxford.

Insgesamt habe ich in Deutschland, Belgien, Burundi und Äthiopien auf Deutsch, Englisch, Niederländisch und Französisch in BA-, MA- und PhD-Programmen der Fachgebiete Afrikastudien, Geschichte und Global Studies gelehrt. Dabei ist mir wichtig das hermeneutische Erzählen von Geschichten mit Geschichtswissenschaft zu kombinieren, das Verstehen der Vergangenheit mit Fragen aus der Gegenwart zu konfrontieren, Geschichte verständlich zu machen und selbst dazu zu lernen.

Berufliche Laufbahn

Qualifizierungen