Geschichte der Mori-Ōgai-Gedenkstätte
Die Anfänge der Einrichtung gehen auf das 100. Jubiläum der Ankunft Ōgais in Deutschland zurück. Aus diesem Anlass wurde 1984 auf Initiative des Japanologen Jürgen Berndt von der Humboldt-Universität am ehemaligen Wohnort des Medizinstudenten in der Mitte Berlins ein Museumszimmer eingerichtet, auch um an die Bedeutung der Alma Mater Berolinensis für Japans Übergang in die Moderne zu erinnern. Am Eckhaus Luisenstraße / Marienstraße hatte der Magistrat der Stadt Berlin (Ost) bereits 1966 – auf Anregung japanischer Literaten um den Literaturpreisträger Kawabata Yasunari – eine Gedenktafel angebracht.
Unmittelbar vor den Wendejahren erfolgte die räumliche und konzeptionelle Erweiterung zur Mori-Ōgai-Gedenkstätte, die als „Lehr- und Forschungszentrum des Bereiches Japanwissenschaften“ (Leitung: Jürgen Berndt) wirken sollte. Die deutsche Einigung im Jahr 1990 gefährdete jedoch den Bestand der Einrichtung, da die weitere Finanzierung – trotz der Bildung einer Förderstiftung – nicht geklärt werden konnte.
Mit der Berufung des Japanologen Klaus Kracht an die Humboldt-Universität im Jahr 1995 wurde der Fortbestand gesichert. Die Gedenkstätte wurde neben dem Institut für Japanologie ein Teil des im Oktober 1995 gegründeten Zentrums für Sprache und Kultur Japans im Institut für Asien- und Afrikawissenschaften (IAAW) der Humboldt-Universität. Universität und Senatsverwaltung folgten dem Vorschlag, die Gedenkstätte in Form einer Einrichtung zu verstetigen, die insbesondere Kulturarbeit und Wissenschaftskommunikation verband (Leitung bis 2013: Prof. Dr. Klaus Kracht; Referentin für Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit: Beate Wonde).
Im Jahr 2013 löste das IAAW nach der Emeritierung Prof. Dr. Klaus Krachts das Zentrum für Sprache und Kultur Japans auf. Das ehemalige Institut für Japanologie ging in das neu gebildete Seminar für Ostasienstudien am IAAW ein; die Mori-Ōgai-Gedenkstätte wurde eine eigenständige und personell erweiterte Struktureinheit des IAAW (Leitung seit 2013: Dr. Harald Salomon; Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit: Beate Wonde, bis 2020). In der Lehre ist die Gedenkstätte mit dem dortigen Seminar für Ostasienstudien assoziiert.
Als wissenschaftliche Einrichtung, die Forschung, Lehre und Vermittlung verbindet, erarbeitet die Mori-Ōgai-Gedenkstätte – selbständig und in Kooperation mit anderen Einrichtungen – neue Inhalte zu Ōgais Leben und Wirken und zur Geschichte der Begegnungen zwischen Japan und Europa in „Ōgais Zeit“. Dem Konzept entsprechend, wurde im Jahr 2020 die der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit vorbehaltene Position neu definiert: Referent:in für Bildungsarbeit (seit Juni 2020 Nora Bartels; April 2022 - Juni 2023 Turan Tashqin, siehe auch ↗ Mitarbeiter:innen). Die Kernthemen der Einrichtung wurden in diesem Zusammenhang um den Bereich „Übersetzung“ ergänzt.