Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Where have all the workers gone? labour and Work in Ghana, 1951-2010

 

Projektleiter: Prof. Andreas Eckert

Projektmitarbeiter:in : Hedvig Lagercrantz
                                     Felix Yao Amenorhu

Weitere Projektmitarbeiter: Prof Gareth Austin (University of Cambridge)
                                             Prof Akua Britwum (University of Cape Coast)
                                             Dr Nana Yaw Sapong (University of Ghana)
                                             Dr Tom Westland (University of Cambridge)

Förderinstitution: Deutsche Forschungsgesellschaft

Förderzeitraum: 10/2022 - 09/2025

 

Dieses Projekt geht vom Zusammentreffen zweier Beobachtungen aus, einer historiografischen und einer historischen. Zum einen hat das Interesse an der Geschichte der Arbeit in Afrika in jüngster Zeit eine Wiedergeburt erlebt. Die Arbeit hat nie aufgehört, ein wichtiger Teil des wirtschaftlichen und sozialen Lebens auf dem Kontinent zu sein, aber neuere Forschung zu diesem Thema ist seit den 1980er Jahren - mit wenigen Ausnahmen - ins Stocken geraten. Die Rückkehr der Arbeit als Forschungsthema der Afrikanistik ist durch einen Trend gekennzeichnet, Arbeit "jenseits von Lohnarbeit" zu analysieren, sondern sich zunehmend auf "informelle" und "prekäre" Arbeit zu konzentrieren. Diese historiographische Verschiebung ist eine Reaktion auf die postkoloniale "Entdeckung" der informellen Arbeit und auf die sich häufenden Belege aus der späten Kolonialzeit und der frühen Postkolonialzeit, dass die traditionelle Annahme, der Wandel der Arbeitsbeziehungen in Afrika gehe in Richtung einer vollständigen "Proletarisierung" (den Verlust oder Verzicht auf das Recht zum Zugang zu Land in der großen Mehrheit der Bevölkerung) und die Verbreitung regulärer Lohnverträge zu einfach, ja sogar falsch war.
Die zweite Feststellung ist, dass die rasche Urbanisierung und der "Landrausch", der mit dem Wirtschaftsbooms in ganz Afrika von ca. 1995 bis gerade eben begleitet wurde, die Frage aufgeworfen hat, ob die alte Annahme nicht doch richtig ist: Vielleicht ist die arbeitende Bevölkerung Afrikas tatsächlich dazu bestimmt ist, hauptsächlich aus Lohnarbeitern zu bestehen (Oya 2013a).
Diese Kombination von Beobachtungen unterstreicht die Notwendigkeit eines historischen Ansatzes bei der Untersuchung von Arbeitstrends in den rund sechzig Jahren seit der Unabhängigkeit der meisten afrikanischen Länder. Die Strukturanpassung in den 1980er Jahren, der Übergang von einer staatlich gelenkten zu einer marktorientierten Entwicklungspolitik, war ein Wendepunkt in den Regeln und Anreizstrukturen der Arbeitsbeziehungen. Wir müssen sowohl die Veränderungen als auch die Kontinuitäten über diese Kluft hinweg verstehen. Bislang gibt es jedoch kaum Literatur über die postkoloniale Ära als Ganzes. Für die koloniale und frühe postkoloniale Periode gab es wichtige Neuerungen in Bezug auf den Gegenstand und die Konzeptualisierung der Geschichte. Gleichzeitig haben sich neue Ansätze zur wirtschaftlichen Dimension der Arbeit auf die Kolonialzeit konzentriert. Sie legten den Schwerpunkt auf quantitative Maßnahmen und die Suche nach neuen Quellen, insbesondere eine aussagekräftigere und angemessenere Methode zur Berechnung der Reallöhne in armen Volkswirtschaften (Frankema/Van Waijenburg 2012). Es fehlt jedoch an substanziellen und umfassenden Studien, die systematisch wirtschaftliche (Geschichte) und soziale (Geschichte) Perspektiven auf die Geschichte der Arbeit in der postkolonialen Periode in Afrika verbinden.