Au-delà des ténèbres. Darstellung und Begründung von Gewalt in der kongolesischen Literatur nach 1960
Förderzeitraum: 01.08.2024 - 31.07.2024
Mittelgeberin: DFG
Projektleitung: Prof. Dr. Susanne Gehrmann und Prof. Dr. Marie Guthmüller (Romanistik)
Wissenschaftliche Mitarbeitende: N.N.
Studentische Mitarbeitende: Charlotte Laville
Teilprojekt "Strategien der Un/Sagbarkeit und Versöhnung im Gewaltdiskurs der lokalen kongolesischen Literaturproduktion"
Ausgehend von der ebenso kritischen wie produktiven Auseinandersetzung kongolesischer Autor*innen mit dem Topos des Kongo als ›Herz der Finsternis‹ fragt das Kooperationsprojekt von Afrikawissenschaften und Romanistik danach, wie Gewalthandeln in der kongolesischen Literatur (DRK) nach 1960 dargestellt und in welche Begründungszusammenhänge es gestellt wird. Fokussiert werden Gewaltformen wie Folter, Vergewaltigung, Verstümmelung und Mord, also extreme Formen physischer Gewalt, für die der Kongo historisch und literarisch seit der Kolonialzeit unter Léopold II. bis zu den Kongokriegen im 21. Jh. paradigmatisch zu stehen scheint. Um die seit der Unabhängigkeit lokal oder in der Diaspora entstandenen literarischen Auseinandersetzungen mit Gewalt umfassend zu beleuchten, werden Perspektiven aus Romanistik und Afrikanistik gebündelt und über die auf Französisch verfasste Literatur hinaus auch Texte auf Swahili und Lingala untersucht. Im Teilprojekt 2 "Strategien der Un/Sagbarkeit und Versöhnung im Gewaltdiskurs der lokalen kongolesischen Literaturproduktion" (Leitung Prof. Dr. Susanne Gehrmann, Institut für Asien- und Afrikawissenschaften) ist eine afrikawissenschaftliche Promotionsstelle zu besetzen. Die Narrativierungen, aber auch die für lokale Kontexte in Kinshasa, Lubumbashi, Goma oder Bukavu typischen lyrischen oder theatralen Darstellungen von Gewalt konstituieren das zum Teil durch Feldforschung erst noch zu erschließende Untersuchungskorpus. Ausgehend von der Hypothese, dass seit den späten 1990er Jahren, die historisch mit den Auswirkungen des Genozids in Ruanda auf die kongolesischen Ostprovinzen und dem Ende des Mobuturegimes zusammenfallen, ein Wandel in der Darstellung und Begründung von Gewalt durch kongolesische Autor*innen zu verzeichnen ist, sollen in Dialog mit Teilprojekt 1 „Darstellung und Begründung von Gewalt im frankophonen kongolesischen Diasporaroman“ (Leitung Prof. Dr. Marie Guthmüller, Institut für Romanistik) drei Frageachsen bearbeitet werden: (I) In welchem Dialog die kongolesische Literatur in einem Dialog mit postkolonialen und sozialwissenschaftlichen Gewalttheorien ? (II) Besteht in der Art, wie Gewalt narrativiert und verhandelt wird, ein Spannungsverhältnis zwischen Texten, die in der DRK entstehen, sich primär an ein lokales Publikum wenden, vor Ort auf die Bühne gebracht und meist auch publiziert werden und Texten aus der Diaspora, die ein primär westliches Publikum adressieren? Wenn ja, wie äußert dieses sich im literaturhistorischen Verlauf, von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart? (III) Welchen Beitrag kann Literatur, können Gedichte, Prosatexte und Theater zur Bewältigung von Traumata bzw. zur Förderung von Resilienz und Versöhnung leisten? In welchen Wechselbeziehungen stehen dabei lokale Literatur und Diasporaliteratur zueinander?