13.02. - Vortrag: Japonismus – Japonismen. Überlegungen zu einer Begriffserweiterung
- https://www.iaaw.hu-berlin.de/de/region/ostasien/seminar/mori/aktuelles/13-02-vortrag-japonismus-japonismen
- 13.02. - Vortrag: Japonismus – Japonismen. Überlegungen zu einer Begriffserweiterung
- 2025-02-13T18:15:00+01:00
- 2025-02-13T19:45:00+01:00
- Vortrag von Prof. Thomas Pekar (Gakushuin University, Tokyo)
- Wann 13.02.2025 von 18:15 bis 19:45
- Wo Berlin
- Name des Kontakts Nora Bartels
- Telefon des Kontakts 030 2093 66933
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Der Japonismus wird traditionellerweise auf begrenzte kulturelle Gebiete (Malerei, bildende Kunst, Ästhetik) und auf einen bestimmten historischen Bereich (von Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts) bezogen. Dieser traditionelle Begriff des Japonismus wird gegenwärtig allerdings dadurch in Frage gestellt, dass er als ‚Post-‘ oder ‚Neojaponismus‘ variiert bzw. aktualisiert oder, wie in diesem Titel auch, pluralisiert wird. Diese Veränderungen sind Anzeichen einer Neukartierung des Feldes dieses Begriffs zu der der geplante Vortrag ebenfalls beitragen will.
Im Vortrag soll es schwerpunktmäßig um erste japanische Antworten auf den westlichen Japonismus gehen, die um die Jahrhundertwende (vom 19. ins 20. Jahrhundert) erschienen und die im Westen auch rezipiert werden konnten, d.h.in westlichen Sprachen (zumeist auf Englisch) verfasst waren. Diese Texte japanischer Intellektueller, die ‚Japan‘ zum Gegenstand hatten, lassen sich mit den ‚westlichen‘ Texten, die ebenfalls ‚Japan‘ thematisierten, in der Weise verbinden, dass sie zu diesen Texten in Wechselwirkung standen, weshalb es überlegenswert wäre, in dieser Hinsicht von einem ‚japanischen Japonismus‘ zu sprechen. Die Dynamik dieses intertextuellen Wechselspiels und Kulturtransfers soll genauer analysiert werden. Wohl lässt sich auch kein erster, ursächlicher Grund für sie angeben, sondern es lassen sich allein gegenseitige Bezugnahmen beobachten.
Texte, die in diesem Zusammenhang diskutiert werden soll, sind u.a. die folgende Bücher: Nitobe Inazō Bushido (1899), Okakura Kakuzō Das Buch vom Tee (1906), Okakura Yashisaburō Die japanische Volksseele (1906). Weiter soll auf die entscheidende Rolle von Lafcadio Hearn bei der Dynamik dieses sozusagen ‚doppelten‘ Japonismus eingegangen sowie ein kurzer abschließender Blick auf Tanizaki Junichirōs Lob des Schattens (1933) geworfen werden, um seine ‚japanische Ästhetik‘, die wesentlich von einer Hell-Dunkel-Dichotomie bestimmt ist, auch aus dieser Dynamik heraus zu begreifen.
Thomas Pekar studierte Germanistik, Philosophie und Politische Wissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und an der Freien Universität Berlin. Er promovierte über den österreichischen Schriftsteller Robert Musil; Habilitation in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) mit einer Untersuchung über die europäische Japan-Rezeption. Stipendien und Fellowships (u.a. am United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) in Washington, D.C., am Deutschen Literatur Archiv Marbach und am Historischen Kolleg in München), Forschungsprojekte und Lehrtätigkeit in Deutschland, Japan, Südkorea und den USA. DAAD-Lektor am Germanistischen Seminar der Universität Tokio. Seit 2001 ordentlicher Professor für deutsche Literatur- und Kulturwissenschaften am Seminar für deutsche Sprach- und Kulturwissenschaften der Gakushuin Universität in Tokio; Lehraufträge an verschiedenen anderen japanischen Hochschulen. Forschungen über das jüdische Exil in Ostasien, Exilliteratur, Kulturkontakte und die deutschsprachige Literatur der Klassischen Moderne.