Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Ogais Orte. Ein Literat in der Erinnerungskultur Japans

Ausstellung, 6. Dezember 2022 bis 21. Dezember 2023
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Im Juli 2022 jährte sich der Todestag Ōgais zum einhundertsten Mal. Das Jubiläum begleiteten inner- und außerhalb Japans zahlreiche Veranstaltungen und Projekte, welche den Mitbegründer der modernen Literatur Japans feierten. Für Harald Salomon (MOG) und Kai Kappel (IKB) wurde das Jubiläum zum Ausgangspunkt einer Reise zu den Spuren, welche Ōgai in der materiellen Erinnerungskultur des Landes hinterlassen hat. Solche memorialen Inszenierungen finden sich über die Hauptinseln verstreut – darunter ehemalige Wohnhäuser bzw. ihre Relikte, Literaturmuseen, lebensnahe Büsten und Stelen, gleich zwei Gräber, Botanisches vom gewaltigen Gingko-Baum bis zu Nachpflanzungen seines Gartens, Gedichtgedenksteine sowie auf Schauplätze der literarischen Werke verweisende Denkmäler.

Das Gedenken kristallisiert sich heute an vier bedeutsamen Lebensstätten, an Ōgais Orten: in Tsuwano, dem Geburtsort im Südwesten der Hauptinsel Honshū; in Tokyo, dem langjährigen Wirkungsort des Literaten; in Kokura (heute Kitakyūshū) auf der Insel Kyūshū, einem von Ōgai ungeliebten Ort des Exils; schließlich in der alten Hauptstadt Nara, einem Sehnsuchtsort, der den späteren Direktor der Kaiserlichen Museen faszinierte.

Den Ertrag der Reise zeigt nun eine Ausstellung in der Mori-Ōgai-Gedenkstätte der HU, die in Zusammenarbeit mit der Grafikerin Jeannette Bonefeld gestaltet wurde. Über fünfzig dokumentarische Fotografien, Situationspläne und in den Memorialstrukturen hervorgehobene Schlüsseltexte stehen miteinander im Dialog. Erstmals werden die materiellen Erinnerungsorte an das Wirken Ōgais vergleichend vorgestellt und hinsichtlich der Kontexte ihrer Entstehung, der Strategien ihrer Gestaltung und der Formen ihrer Aneignung kritisch betrachtet.