Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

The University as a Critical Juncture: The IITs and India’s Quest for the Ideal University

Dissertationsprojekt von Sabil Francis

Das Forschungsprojekt betrachtet, wie im postkolonialen Indien eine bestimmte Vorstellung von Technologien geprägt wurde, insbesondere durch den Aufbau der Indian Institutes of Technology (IITs). Weiterhin untersucht es, in Übereinstimmung mit den weiteren Zielen und Veränderungen des postkolonialen Staates, wie bestimmte Technologieformen angewandt oder abgelehnt wurden und wie dieser Prozess bis heute Indiens Entwicklung und Wahl von Technologien beeinflusst. Die vorläufige These der Dissertation ist es, dass eine klare Verbindung besteht zwischen den kolonialen Definitionen von technischem Fortschritt, der Verwendung bestimmter Formen von Technologie, ihrer Institutionalisierung im postkolonialen Staat und Indiens gegenwärtigem Erfolg in der technologisch vermittelten Service-Industrie. Weiterhin erwägt das Forschungsvorhaben eine enge Verbindung von Indiens gegenwärtiger IT-Industrie und ihren IIT-Alumnis, die im Ausland erstaunliche Erfolge vorzuweisen haben – besonders in den Vereinigten Staaten. Die IITs wurden mit einem erheblichen Betrag an Entwicklungshilfegeldern aufgebaut. Daher untersucht das Projekt auch die Verhandlung und die Übersetzungen, die dem technologischen Transfer zugrundeliegen. Dabei blickt es besonders darauf, wie mit indigenen Alternativen umgegangen wurde, etwa der gandhischen Vorstellung von Entwicklung, oder denen einer breiteren Wissensgesellschaft, wie man sie in den deutschen, britischen und US-Modellen einer „idealen Universität“ findet. Als Quellen dienen koloniale und postkoloniale Strategiepapiere aus Wissenschaft und Politik, den indischen Nationalarchiven, den Archiven der IITs, den Archiven der UNESCO und anderen Archiven in Paris sowie themenrelevante Interviews.

 

Sabil Francis nimmt seit 2009 als Doktorand an der Research Training Group (GK 1261) “Critical Junctures of Globalization” teil. Zurzeit ist er im Rahmen des Leipzig-ENS Austauschprogramms an der École normale supérieure (ENS) in Paris. Bevor er an dem Dissertationsprogramm der Universität Leipzig teilnahm, graduierte von dem MA-Programm “Global Studies – A European Perspective” in Leipzig und Wien. Er studierte außerdem an der Uppsala Universitet in Schweden und an der  Jawaharlal Nehru University (JNU) in New Delhi, Indien. Er hat umfassend publiziert zu Fragen der Wissensgesellschaft, Demokratie, Frieden und Konflikt. Seine Forschungsinteressen liegen auf dem Technologietransfer in postkolonialen Staaten und dem Einfluss von auftauchenden Technologien, wie etwa der Nanotechnologie, auf die öffentliche Ordnung.