Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Unframing Muslims? Reflexiver Ethnografien jugendlicher Identitäten in Berlin (abgeschlossen)

Ein zweisemestriges Projekttutorium (SS 18 - WS 18/19) gefördert von der AG Projekttutorien an der Humboldt-Universität zu Berlin, geleitet von Fiona Katherine Smith und fand am ehmaligen Querschnittsbereich Islam in den Gesellschaften Asiens und Afrikas statt.

Unframing?

Wer bist du?

© Fiona Katherine Smith

Kurzbeschreibung

Mit einem Inward-Outward-Ansatz wird die interdisziplinäre Gruppe in ein Dialog mit jungen muslimischen Akteuren_innen aus der Berliner Jugendkultur in der Form eines gemeinsamen Projekts eingehen. Damit treten die Teilnehmer_innen in das politisierte Umfeld der ‚muslimischen Frage‘ ein. Alle Dialog-Mitglieder werden gefördert, reflexiv über ihre eigene Identität nachzudenken, um nicht nur das Konstruieren der Identität zu untersuchen, sondern auch die Rolle von Machtverhältnissen in der Forschung und wie man diese erkennt, konstruktiv aufbricht und in einen positiven kulturellen Dialog übersetzten kann. 

Das Projekttutorium, dass stark mit einem E-Learning-Format arbeiten wird, ist offen für alle Studierende, um eine Vielfalt der Perspektiven und Fachdisziplinen abzusichern. Fremdsprachkenntnisse, ethnografische Erfahrung und Kreativität sind wünschenswert aber nicht erforderlich.

Endprodukt

'Unframing? Reflexive Ethnografien jugendlicher Identität in Berlin' wurde in Sommer 2019 auf Vimeo veröffentlicht.

Poster_Unframing Film

Abschlussbericht

Teilnahme und Arbeitsleistung

Teilnahme und Arbeitsleistung Das interdisziplinäre Projekttutorium ‚Unframing Muslims? Reflexive Ethnografien jugendlicher Identitäten in Berlin‘ fand zwischen Sommersemester 2018 und Wintersemester 2018/19 an dem Querschnittsbereich Islam in den Gesellschaften Asiens und Afrikas des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften statt. Pro Semester haben Teilnehmer*innen aus verschiedenen Fachrichtungen durch regelmäßige Teilnahme und die Verschriftlichung von kommentierten Schlüsselzitaten jeweils 3 Leistungspunkte erworben. Im Rahmen des Aufbaumoduls Kultur/Identität konnten Studierende der Bachelorstudiengang Regionalstudien Asien/Afrika zusätzlich dazu eine Modulabschlussprüfung am Ende des 1. Semesters schreiben, dank der Gutachterin Frau Prof. Dr. Manja Stephan-Emmrich, die als Prüfungsberechtige die MAPs benotet hat. Beide Semester waren mit einer regelmäßigen Teilnahme von ca. 10-15 Studierenden gut besucht. Nicht nur Studierende der Regionalstudien haben daran teilgenommen, sondern auch Studierende der Kulturwissenschaften, Slawistik, Gender Studies, europäischer Ethnologie, Islamwissenschaften (FU), Antisemitismusforschung (TU), und Luftfahrttechnik (auch TU). Die Mehrheit der Teilnehmer*innen waren trotzdem vom IAAW.

Verlauf und Ergebnisse

Das Projekttutorium wurde in drei Teilen aufgebaut. Im ersten Teil, der ‚Vorbereitungsphase‘, haben Studierende eine Einführung in die Thematik und Methodik erhalten, damit alle trotz unterschiedlicher Vorkenntnisse mit demselben Basis in das zweite Teil, die ‚Dialogphase‘, gehen konnten. In der Vorbereitungsphase wurden Themen wie unter anderen Framing, kulturelle Identität nach Stuart Hall, und reflexive Ethnografie mit Hilfe der Seminarlektüre untersucht und kritisch diskutiert. Durch das Prinzip des Peer-Learnings konnten Studierende mit Vorkenntnissen mit den anderen deren Wissen teilen, und die verschiedenen Fachrichtungen haben eine Methodenvielfalt erbracht.

In der Dialogphase hat die Gruppe ein Film namens ‚Unframing? ‘ gedreht. Dieser Film gilt als Endergebnis des Projekttutoriums und wird in den kommenden Monaten in Berlin vorgestellt (Ort und Datum wird noch bekannt gegeben) sowie im Netz veröffentlicht. Die Idee, ein Film zu drehen, kam von den Teilnehmer*innen selbst und baute sich auf der Gedanke, ein Raum zu schaffen, indem Berliner verschiedener Hintergründe sich deren Identitäten selber darstellen könnten und dadurch versuchen, Frames durchzubrechen. Am Ende kam es zu vier Gespräche und ein Oud-Performance, die bei der Sozialinitiative Bona Peiser in Berlin-Kreuzberg aufgenommen wurden. Um die Methode der reflexiven Ethnografie wahrzunehmen, waren die Gespräche so aufgebaut, dass beide Gesprächspartner*innen eine aktive Rolle nahmen und Fragen gegenseitig stellten, damit die Grenze zwischen Forschende und Geforschte überwunden wurde. Dieser Versuch war auf einem gewisseren Grad erfolgreich, aber die Gesprächspartner*innen, die an das Projekttutorium teilgenommen haben, waren selbstverständlich über Begrifflichkeiten wie kulturelle Identität und Framing besser informiert. Trotzdem haben die Gespräche mehrere Ergebnisse gebracht.

Diskriminierung wurde in allen Gesprächen diskutiert und es wurde dadurch herausgefunden, dass Framing und weitere Arte von Diskriminierung auf die Identität wirken, indem sie den Subjekt other und eine Spaltung zwischen Gruppen schaffen und vergrößern. Insbesondere werde Muslime und Muslimas von Frames wie Sicherheit- und Integrationspolitik betroffen, die dazu dienen, diese Gruppe auf ein vereinfachtes Bild zu verallgemeinern und mehr Distanz von dem ‚Norm‘ zu schaffen. Noch ein prominentes Thema in den Gesprächen war die Intersektionalität. Religiöse, nationale, ethnische und sexuelle Identitäten wurden in den Gesprächen besprochen und alle Gesprächspartner*innen befinden sich an verschiedene Schnittpunkte. Es wurde durch die Gespräche gezeigt, dass die Identität etwas Flexibles und Dynamisches ist, die nicht einfach geteilt werden kann. Auch die Idee einer Berliner Identität wurde besprochen und der Konsensus war, dass Berlin ein besonderer Ort ist, indem Räume ständig geschaffen werden und jeder ein Platz finden kann.

Im dritten Teil, die ‚Nacharbeitung‘, wurden im Unterricht weitere Themen geforscht und diskutiert. Sitzungen zu Muslimischen YouTubers und Identität in Musikvideos gab die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, audiovisuellen Materiellen zu analysieren und die Ergebnisse im Unterricht zu präsentieren. Dadurch konnten die Teilnehmer*innen sich weiter mit Identitätskonstruktionen beschäftigen und forschendes Lernen ausüben.

Als Hausarbeit am Ende des Sommersemesters haben 7 Studierende sich kritisch und reflexiv mit dem Framing einer ausgewählten Gruppe auseinandergesetzt. Themen wie Jugendliche in Berlin-Neukölln, Vietnamesen in Berlin, Roma und Sinti in Berlin, und Muslimas in Indien wurden von den Studierenden selbst untersucht und wissenschaftlich gut behandelt.

In Juli 2018 wurde ein Bericht über das Projekttutorium im IAAW-Newsletter veröffentlicht. In der Rubrik ‚Studierende berichten‘ schrieb die Tutorin einen kurzen Überblick zu der Thematik des Projekttutoriums und dem damals geplanten Filmprojekt. Die Veröffentlichung ist innerhalb dieses Abschlussberichts beigefügt.

Feedback und Reflektion

Das Feedback am Ende beider Semester war sehr positiv. Die Teilnehmer*innen fanden den Inhalt des Unterrichts sehr spannend und waren mit dem erworbenen Wissen zufrieden. Auch durch die kommentierte Schlüsselzitate konnte es gesehen werden, dass die Teilnehmer*innen den Lektüreaufgaben gut verstanden haben und sich kritisch mit den Begriffen Framing, kultureller Identität, reflexiver Ethnografie, usw. auseinandergesetzt. Das Drehen und Bearbeitung waren sehr zeitintensiv und leider haben viel länger als gehofft gedauert. Da nur eine Teilnehmerin schon Erfahrung mit Videotechnik hatte, waren die technischen Aufgaben von ihr, der Tutorin, und zwei Freunden der Tutorin durchgeführt. Dies wäre bei einem kleineren Projekt vermieden.

Kontakt

Fiona Katherine Smith, B.A. (Tutorin)

fiona.katherine.smith (at) hu-berlin.de